Ihr sucht nachhaltige, stylische und preiswerte Mode? Mode, die alles andere als von der Stange ist, haben die Mädels von JAN’N JUNE für euch. Ich habe Jula letzte Woche auf einen Schnack und einen Cappuccino in der Schanze getroffen und erfahren, wie es zu JAN’N JUNE gekommen ist. Der Drang nachhaltige, aber dennoch modisch attraktive Kleidung zu machen, hat die beiden jungen Frauen von Anfang an begleitet. Schlichte Kleidungsstücke in reinen Farben und unterschiedlichen Stoffen stehen stellvertretend für das nachhaltige Label aus Hamburg.
Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine Schnapsidee. – Jula
Wer steckt hinter dem Label JAN’N JUNE?
Jula und Anna. Seit 3 Jahren stehen wir hinter dem Label. Wir saßen in der Schanze und dachten uns, dass es zu viele Streetstyle- Labels gibt. Wir haben nach was anderem gesucht. Etwas das modisch ist und gleichzeitig auch bezahlbar. Da wir beide zu dieser Zeit noch Studenten waren, ist die Idee schnell im Sande verlaufen. Im Laufe des letzten Semesters unseres Modemanagementstudiums haben wir ein Seminar über Existenzgründung besucht. Dort haben wir ein Business-Canvas-Modell für ein Modelabel aufgestellt und unsere Idee weitergesponnen. Nachdem wir unseren Abschluss gemacht haben, wollte ich noch den Master machen, Anna hat dagegen im Ausland angefangen zu arbeiten, war dort allerdings nicht ganz happy. Währenddessen schwirrte uns die Idee des eigenen Labels immer noch im Kopf rum. Wir haben stets hin und her überlegt.
Der Knackpunkt kam, als wir nach Berlin zu einer nachhaltigen Messe gefahren sind. Dort haben wir uns vorgenommen, dass wir das auf jeden Fall machen. Das was wir gesehen haben, hat uns überhaupt nicht überzeugt. Das war der Anfang von JAN’N JUNE. Darauf hat Anna ihren Job gekündigt, sie ist wieder nach Hamburg gekommen und wir haben losgelegt.
Man muss immer Plan A, B, C und D haben
Generell gibt es immer Leute, die einfach von Anfang an wissen, dass sie ein Start-Up Unternehmen gründen möchten. Im Grunde sind sie nur noch auf der Suche nach einer gute Idee. Bei uns war es genau das Gegenteil. Es war zwar nie der Fall, dass wir kategorisch total ausgeschlossen haben uns selbstständig zu machen, aber es war nie der Fall, dass wir uns dachten, okay lass uns ein eigenes Unternehmen gründen – wir finden schon irgendwas.
So haben wir gestartet. Wenn wir gewusst hätten, welche Steine und Hindernisse uns im Weg liegen werden und wie unglaublich viel Arbeit das alles ist, wären wir deutlich zögerlicher an die Sache herangegangen. Ungefähr alles was man zu vermuten traut, das schiefgehen könnte, geht tatsächlich auch schief. Man muss immer Plan A, B, C und D haben. Es war gut, dass wir das nicht von Beginn an wussten.
Alles was in unserer „Öko-Bubble“ selbstverständlich erscheint, wissen viele B2B-Kunden gar nicht. – Jula
Gestartet haben wir zu zweit. Mittlerweile sind wir zu fünft. Anna und ich, Jula. Wir haben eine Aushilfe, die sich um den Online-Shop kümmert, wir haben immer einen Praktikanten, der uns unterstützt. Aktuell suchen wir eine Office-Managerin, die uns langfristig begleiten soll. Momentan haben wir auch eine CSR-Managerin, die uns im Nachhaltigkeitsmanagement unterstützt. Wir sind inzwischen sehr nachhaltig. Es geht um eine Zertifizierung und um einen Überblick für uns zu bekommen. Das ist auch für unsere Endkunden und B2B-Kunden wichtig. Alles was in unserer „Öko-Bubble“ selbstverständlich erscheint, wissen viele B2B-Kunden gar nicht, deswegen nehmen wir uns dieser Thematik zur Zeit an. Darüber hinaus haben wir auch freie Mitarbeiterinnen. Wir arbeiten zum Beispiel auch mit einer freien Schnittdirektorin zusammen und einer Produktion in Polen, die mittlerweile ausschließlich für uns produziert.
JAN’N JUNE in 3 Wörtern: Nachhaltig. Modisch. Bezahlbar.
Wo liegt der Schwerpunkt Eurer Kollektion?
Insgesamt sind wir vom Stil relativ schlicht und hat irgendwie einen nordischen Touch. Die neue Herbst/ Winter Kollektion heißt „Apros“ – sie ist französisch angehaucht und etwas femininer mit vielen klaren Farben. Schwarz und Weiß dominieren bei uns immer. In dieser Kollektion haben wir Grautöne etwas minimiert und die Farbe Nude mit reingeholt. Insgesamt ist JAN’N JUNE einfach stets minimalistisch und schlicht gehalten.
Was unterscheidet Euch von anderen Labels?
Wir sind tatsächlich in Deutschland und im nordeuropäischen Raum eines der preiswertestes Eco-Fashion-Labels. In den Staaten – insbesondere in L.A. sieht man, dass dort in der Nachhaltigkeit auch viel passiert. Dennoch ist es in dem bezahlbaren Bereich etwas mau. Unsere Preisspanne geht von 30 € bis 270 €. Wobei man dafür bereits einen Wintermantel bekommt. Die Preise sind wirklich moderat.
Not macht auch erfinderisch. – Jula
Was die Materialien angeht, sind wir sehr breit aufgestellt. Am liebsten verwenden wir verschiedene Stoff-Sorten – nicht nur Bio-Baumwolle, sondern auch recycelte Materialien. Materialien, die eigentlich gar nicht für Bekleidung gedacht sind. Zum Beispiel ein dünner neoprenartiger Stoff, der ursprünglich aus dem Sportbereich kommt. In der letzten Kollektion haben wir viel Bündchenstoff verwendet – daraus haben wir ein ganzes Kleidungsstück gemacht. Not macht auch erfinderisch. Wir haben noch nicht die großen Abnahmemengen, sodass wir uns auch mit anderen Stoffen zufrieden geben müssen. So gehen wir auch an die Schnitte ran. Wir schauen uns erst die Stoffe an, und machen anschließend die Styles daraus. Andernfalls stehen wir mit der Idee, dem Schnitt und der Wunschvorstellung dar und finden dafür nicht das passende Material.
Wo findet Ihr Eure Inspiration?
Du findest sie überall. Auf Reisen. Auf der Straße. Im Internet. Im Social Media Bereich. Auch wenn da zurzeit alles sehr uniformell ist. Es gibt immer weniger Influencer, den man folgt, weil man denkt – wow der Style ist super. Das bleibt leider immer mehr auf der Strecke. Es gibt tatsächlich Momente auf der Straße, in denen wir Leuten hinterherrennen und diese einfach fotografieren müssen, wie bestimmte Kleidungsstücke genäht sind oder getragen werden. Weil es einfach cool aussieht. Natürlich gibt es immer Lieblingsteile, von denen wir denken, dass sie die Garderobe ganz gut ergänzen würden – die wir einfach längerfristig im Kleiderschrank sehen. Sowas müssen wir auch produzieren.
Wenn man 20 Meter von einer Farbe bestellen möchte – wird man ausgelacht! – Jula
Den gleichen Drive und eine gewisse Dynamik: Wir ändern Ideen, Abläufe, einfach alles.
Habt Ihr spezielle Hindernisse oder Herausforderungen im Zuge der Label Gründung überbrücken müssen?
Die Stoffmengen. Wenn man 20 Meter von einer Farbe bestellen möchte – wird man ausgelacht! Heute sieht es ganz anderes aus – mittlerweile kratzen wir an den 500 Meter. Das ist toll für uns, war aber eine große Hürde. Oft gibt es einen Mindermengenzuschlag, da ist der Stoff einfach teurer. Es gibt auch viele Lieferanten, die einen nicht beliefern möchten, weil es für sie den Aufwand nicht wert ist. Die zweite Hürde ist, wie wohl bei jedem Label – Cashflow, also Geld. Wir haben unsere Lebenshaltungskosten lange zurückgeschraubt, sind wieder Zuhause eingezogen und haben uns lange kein Gehalt ausgezahlt. Wir haben auch nebenher gejobbt. Das muss man erstmal schaffen und vor allem wollen. Eigentlich waren wir das aus dem Studentenleben gewohnt – das war gut und keine super große Umstellung für uns.
Aktuell merken wir, dass auch das passende Personal eine große Hürde sein kann. Leute, die nicht nur Lust haben mit uns zu arbeiten, sondern auch den gleichen Drive wie wir haben. Gerade die Dynamik, die in einem jungen Unternehmen herrscht, muss man mögen. Es gibt Tage, da ändert sich von einem Tag auf den anderen einfach komplett alles. Wir ändern Ideen, Abläufe, einfach alles. Das mag nicht jeder und damit kann auch nicht jeder umgehen. Da muss man der Typ für sein. Man muss damit umgehen können und das vor allem wollen.
Wieso habt Ihr Euch für eine Produktion in Polen entschieden? Hattet Ihr bestimmte Kriterien?
Das war eine witzige Geschichte. Eine Bekannte von meiner Mutter arbeitet in einer Firma, die chemische Hüllen für Würstchen herstellt. Die Leute dort haben uns wiederum eine Firma empfohlen. Über diesen Weg sind wir letztendlich bei unserer Näherei gelandet, die wirklich eine Schneiderei ist und keine Wurstverpackungen macht.
Uns war wichtig, dass wir in Europa bleiben und somit die Wege kurz bleiben. Wir wussten, dass es keine deutsche Näherei sein wird, weil es einfach bezahlbar bleiben sollte. Zwei Mal im Jahr sind wir zur Kollektionsbesprechung vor Ort in Polen. Ansonsten haben wir täglich Kontakt mit der Näherei per Telefon oder Skype.
Jula und Anna teilen nicht nur den gleichen Geschmack, sondern haben auch einen gleichen Kleidungsstil
Kommt Ihr insgesamt immer auf denselben Nenner was Eure Ideen angeht?
Das Design teilen wir uns, dabei sind wir uns auch immer einig – überraschenderweise. Ich glaube wir haben einfach den selben Stil – jeder hat natürlich seine Lieblingsteile. Das kommt auch daher, dass wir super unterschiedliche Figuren haben. Es gibt Teile, die Anna super findet und ich weniger – und ebenso umgekehrt. Vom Stil bleiben wir uns immer treu. Natürlich gibt es auch Teile, die vielleicht nicht unsere Lieblingsteile sind, aber das sind oft Teile, die unsere Kunden gerne mögen und sich gut verkaufen. Darauf muss leider auch immer ein Augenmerk gelegt werden. Aktuell haben wir etwa 27 Teile in verschiedenen Farben in der Kollektion.
Unsere Kleidungsstücke hängen in der Schanze bei Fräulein Wunder, in der Marktstraße oder in Volksdorf. – Jula
Diese Stücke können im Online-Shop erworben werden. Wir sind allerdings auch offline – aktuell in 40 Läden europaweit – vertreten. Bald gibt es uns auch in New York. Hauptsächlich finden man JAN’N JUNE in Deutschland – in Berlin an vielen Ecken, in Hamburg an weniger Ecken, weil es einfach etwas schwieriger ist. Hamburg ist unsere Stadt und es passt vom Stil.
Unsere Kleidungsstücke hängen in der Schanze bei Fräulein Wunder, in der Marktstraße oder in Volksdorf. Dabei ist uns wichtig, dass wir zum Stil des Geschäfts passen.
Wenn alle Looks gestylt sind und alles nochmal präsent wird – das ist richtig cool. – Jula
Was war das schönste Erlebnis, das Ihr durch Euer Label erfahren durftet?
Wir haben letztes Jahr im November ein richtig tolles Erlebnis gehabt, bei dem wir alles ein bisschen Revue passieren lassen konnten. Wir durften eine Benefiz-Fashion-Show organisieren. Dabei wurden mehrere tausend Euros für verschiedene Projekte gesammelt. Während der Fashion Show steht man zwar hinter der Bühne, aber der Moment in dem die Mädels rauslaufen, wieder reinkommen und einfach alle Looks gestylt sind – das ist richtig cool. Alles was man geleistet hat, wird präsent.
JAN’N JUNE gibt es bald auch in New York, New York
Natürlich freuen wir uns auch immer wieder über neue Läden – New York hat uns auch wahnsinnig gefreut. Es freut uns, wenn Kunden an einem Stand sind, Läden – von dem du noch nie gedacht hättest, dass sie ordern werden, Kollektionen anfragen. Es ist immer eine Achterbahn. Gerade ist es ein bisschen Durchatmen. Letztendlich geht die Welt immer weiter. Manchmal freut man sich auch nur eine Nacht über bestimmte Sachen und viele Sachen sind auch nicht so cool. Im Endeffekt macht jeder Schritt Spaß und bringt uns weiter.
Ich glaube was für mich persönlich sehr wichtig war ist, dass ich während meines Studiums eine Idee hatte in welchem Bereich ich arbeiten möchte – das Produktmanagement. Jetzt habe ich gemerkt, dass mir das eigentlich keinen Spaß macht. Jetzt mache ich ein bisschen Produktionsmanagement, einfach weil ich polnisch sprechen kann und Anna nicht. Aber, dass der Bereich mir so richtig taugt, würde ich nicht sagen. Ich bin um einiges kreativer als ich eigentlich gedacht habe. Jetzt wieder zurück in ein Unternehmen zu gehen und in nur einem Bereich zu arbeiten, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Es ist cool, dass man diese Abwechslung hat.
Es geht einfach darum, dass jedes nachhaltige T-Shirt ein T-Shirt weniger ist, dass nicht nachhaltig gekauft wird. – Jula
Hast Du persönliche Worte an unsere Leser?
Ich finde es immer schwierig, dass alle von Nachhaltigkeit und nachhaltigem Konsum reden. Es geht einfach darum, dass jedes nachhaltige T-Shirt ein T-Shirt weniger ist, dass nicht nachhaltig gekauft wird. Kleine Schritte helfen dabei. Ich finde es cool, wenn jeder ein bisschen darauf achtet.
Liebe Jula – danke für das tolle Interview.
Ich selbst habe mir vor einiger Zeit vorgenommen, bewusster und ausgewählter zu kaufen und mich von Fast-Fashion zu verabschieden. Auch wenn es mit kleinen Schritten voran geht, kann ich mit guten Gewissen sagen, dass mein nächster Kauf die tolle Culotte PARIS SATIN BLACK von Jula und Anna wird. Schlicht und Minimalistisch und dabei fair und stylisch. Mit diesen tollen Stücken in den lokalen Stores und im Online-Shop ist das Label JAN’N JUNE mit den sympathischen Mädels aus Hamburg für mich absolut #typischhamburch.